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- Grobe Skizze der Größenverhältnisse bei geringer
Oberflächenbelegung,
Spitzenradius ca. 1-2 nm
Mit einem Rasterkraftmikroskop (AFM) möchte man sich die Topographie der obersten Atomlagen anschauen. Die Skizze rechts soll einen Eindruck über die Größenverhältnisse vermitteln und zeigt eine ultrascharfe AFM-Spitze mit ca. 1-2 nm Spitzenradius. Jede Oberfläche ist an Luft mit einer Adsorptionsschicht belegt, deren Atome bzw. Moleküle mehr oder weniger stark an die Oberfläche gebunden sind. Beim Scannen in Luft "rührt" die AFM-Spitze in dieser Schicht herum. Deren Dicke kann einige nm, aber auch oftmals einige hundert nm betragen. Im zweiten Fall wirkt sich dies besonders störend im meistens verwendeten AC- oder Noncontact-Modus aus, und verursacht bereits eine starke Dämpfung der Cantileveroszillation, wenn die Spitze nur in die Nähe der Oberfläche kommt. Man erhält dann nur ein verwaschenes Bild, das nicht besonders viel mit der wahren Oberflächentopographie zu tun hat. Einen starken Einfluss hat die Viskosität dieser Oberflächenbelegung. Bei hoher Viskosität kann bereits eine sehr dünne Schicht die Messung stark beeinträchtigen, bei niedriger Viskosität bemerkt man die Adsorptionsschicht nicht.
- Die Kraft-Abstands-Kurve als Indikator für eine mögliche
Oberflächenbelegung
Mit dem AFM kann man selber feststellen,ob solch ein Belegungsproblem vorliegt, in dem man eine sogenannte Kraft-Abstands-Kurve aufnimmt (siehe Skizze rechts).
Hierbei wird der Abstand zwischen Probenspitze und Probe variiert und die resultierende Kraft auf den Cantilever
gemessen. Ist der Cantilever noch relativ weit von der Probenoberfläche entfernt, kann man im AC-Modus bereits
eine leichte Abstandsabhängigkeit der Dämpfung beobachten. Dies ist größtenteils bedingt durch die
zwischen Cantilever und Probenoberfläche mitschwingende Luftsäule. Bei bestimmten Oszillationsfrequenzen
kann man hier sogar resonanzartiges Verhalten feststellen, die Dämpfung oszilliert beim Annähern mit
einer Periode im Mikrometerbereich. Im DC-Modus sind derartige Effekte nicht zu beobachten.
Kommt der Cantilever der Oberfläche näher, steigt ab einem bestimmten Punkt die Kraft stark an. Dieser
Anstieg ist nahezu linear. Setzt man den Kraft-Arbeitspunkt (Force-Setpoint) irgendwo in diesem linearen Abschnitt,
wird man ein gutes Topographiebild erhalten. Interessant ist nun der Bereich, in dem die Kurve vom flachen Verlauf
in den starken Anstieg übergeht. Dieser Übergangspunkt ist mehr oder weniger scharf und die Breite dieses
Übergangs ein Hinweis auf eine mögliche Oberflächenbelegung (gelb unterlegt in der Skizze rechts).
Generell kann man sagen, je schärfer dieser Übergang ist, desto "sauberer" ist die Probe. An diesem Punkt
können jedoch auch noch andere Effekte eine Abweichung vom idealen Knick erzeugen, wie z.B. ein Springen im
Resonanzverhalten des Cantilevers etc.; insofern ist eine umgekehrte Schlussfolgerung nicht sofort möglich.
Eine konkrete Aussage erhält man durch Vergleich mit einer "sauberen" Probe.
- Die Kraft-Abstands-Kurve bei wenig Belegung
- Die Kraft-Abstands-Kurve bei einer belegten Probe
(dünne Schicht aber hohe Viskosität)
Die zwei Diagramme auf der rechten Seite zeigen zwei gemessene Kraft-Abstandsdiagramme. In der oberen Grafik liegt der Übergangsbereich zwischen flachem Verlauf und starkem Anstieg bei ca. 5 nm, in der unteren Kurve bei ca. 15 nm. Dies ist ein Hinweis auf eine Belegungsschicht mit einer Dicke in der Größenordnung 10 nm (man erhält quasi eine untere Schranke der Dicke).
In einigen Fällen misst man bei der Aufnahme einer Kraft-Abstandskurve nur eine einfache Gerade mit eher weniger starkem Kraftanstieg zur Probenoberfläche hin. Dies geht meistens einher mit der Beobachtung, dass man beim Scannen kein Bild von der Oberfläche bekommt. Hier gibt es (im AC-Modus) zwei Möglichkeiten: Entweder funktioniert die Kraftmessung nicht, z.B. wenn ein falscher Oszillationspeak im AC-Modus ausgesucht wurde, oder die Belegungsschicht ist so dick, dass mehr Kraft zum Hineindrücken des Cantilevers in die Belegungsschicht aufgewendet werden muss als notwendig ist, die Oszillation komplett zu dämpfen. Tritt solch ein Effekt im DC-Modus auf, ist evtl. der Cantilever lose, der Laserpunkt an der falschen Stelle oder ähnliches.
Problematisch beim Messen der Belegungsschicht ist, dass man nicht unterscheiden kann, ob die Schicht auf der Probe
oder auf dem Cantilever sitzt. Auch kann einen Teil der Oberflächenbelegung beim Scan gesammelt werden und
am Cantilever hängen bleibt und ihn evtl. unbrauchbar macht.
Deshalb ist es wichtig, dass vor dem Scannen einer unbekannten Probe möglichst sicherstellen, dass die
Probenoberfläche in einem definierten Zustand ist. Allerdings kann ein falsches Reinigen der Probe diese
schmutziger machen oder die ihre Oberfläche zerstören. Oftmals hilft Spülen mit Ethanol (oder
besser Methanol), dabei ist sollte ein Eintrocknen verhindert werden. Am besten wird die Probe mit reinem Gas
(z.B. Stickstoff) abgeblasen. Aceton, eignet sich nur zur Vorreinigung, da es ebenfalls eine Oberflächenbelegungsschicht
hinterläßt.
In allen Fällen sollten reine Reagenzien verwenden (pro Analysi oder besser, Reinstwasser) und dafür gesorgt
werden, dass die Gefäße sauber sind. Bei manchen Proben eignet sich hervorragend ein kurzes Annealen (1 min
Erhitzen auf 400 °C unter Schutzgas), um eine oftmals aus Wasseranteilen bestehende Oberflächenschicht zu
entfernen. Gleiches könnte man auch zum Reinigen verschmutzter Cantilever verwenden. Aggressive
Reinigungsmischungen sind Wasserstoffperoxid mit Salzsäure oder Ammoniak, die zu gleichen Teilen mit Wasser
vermischt sind.
Die beste Reinigung ist aber immer das Entfernen der obersten Schichten z.B. durch Anätzen. Es gibt auch Proben, die sich prinzipiell sehr gut untersuchen lassen, z.B. hochorientiertes Graphit (HOPG), bei der sich eine atomar saubere Oberfläche einfach durch Entfernen der oberen Lagen mit einem Stück Klebeband erzeugen lässt.